Währungen als Chance und Risiko

Norbert Schulze Bornefeld zum Thema WährungenDer Euro ist stark. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Da sah es nach dem Brexit-Entscheid, der Wahl des „America first“-Präsidenten Trump, dem drohenden Sieg der Populisten bei den damals noch bevorstehenden Wahlen in Frankreich und Holland gar nicht gut aus. Die schlechte Stimmung ließ sich an der Entwicklung des Euro gegenüber anderen Währungen ablesen.

Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Trump hat auch ein Jahr nach seiner Wahl kein einziges seiner angekündigten Gesetzesvorhaben durch den Kongress gebracht, die Briten steuern auf einen Chaos-Brexit zu, niemand weint ihnen eine Träne nach, und in Frankreich regiert ein Präsident, der sich überraschenderweise als glühender Europäer entpuppt.

Solche politischen Volten hinterlassen an den Währungsmärkten sichtbare Spuren, vor allem im Verhältnis zwischen Euro und US-Dollar. So verlor der Euro gegenüber dem Greenback kurz nach der Wahl Donald Trumps innerhalb kurzer Zeit zunächst fast zehn Prozent an Wert. Eine Parität zwischen Dollar und Euro schien in greifbarer Nähe. Doch die Investoren an den internationalen Devisenmärkten haben relativ schnell begriffen, dass sie überreagiert hatten. Die anfängliche Trump-Euphorie ist komplett verflogen. Zwischenzeitlich stieg der Wert des Euro sogar auf 1,20 US-Dollar.

Auch dieser Wert wird nun wohl wieder korrigiert werden. Dafür sorgen steigende Zinsen in den USA und die nach wie vor ungelösten Schulden-Probleme in Europa. Es bleibt also spannend.

Der kritische Blick auf die Devisenmärkte

Das Beispiel Euro/US-Dollar macht deutlich, mit welchen Unwägbarkeiten europäische Anleger rechnen müssen, wenn sie in Wertpapiere aus anderen Ländern investieren. Wer in ausländische Aktien oder Anleihen investiert, sollte also auch immer die Perspektive der jeweiligen Währungen im Blick behalten. Manchmal ist die Entwicklung der Währung sogar wichtiger als das Wertpapier. Das wird an konkreten Beispielen deutlich:

Wer sich vor einem Jahr Anleihen ins Depot gelegt hat, die in US-Dollar notieren, konnte sich zwar über eine höhere Verzinsung als bei Bundesanleihen freuen. Unterm Strich sieht die Jahresbilanz jedoch mau aus. Denn US-Anleihen haben in der Zwischenzeit – in Euro umgerechnet – an Wert verloren. Und auch die in US-Dollar ausgezahlten Zinszahlungen sind in Euro nicht mehr so viel wert.

Ähnlich sieht es bei Aktien aus. Der US-Aktienindex S&P 500 ist innerhalb eines Jahres zwar um 19 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sorgte der schwächelnde US-Dollar jedoch dafür, dass in den Depots europäischer Anleger, die vor einem Jahr in entsprechende US-Aktien aus dem Index investiert haben, jetzt nur noch rund zehn Prozent an Performance übrigbleibt.

Währungen: Strategien für Anleger

Wertpapiere in Fremdwährungen sind natürlich nicht nur einem Währungsrisiko ausgesetzt. Sie können auch Chancen bieten. Da sind zum Beispiel sogenannte Rohstoffwährungen, die in der langen Phase des Ölpreisverfalls und im Zuge nachgebender Rohstoffpreise vor einiger Zeit unter Druck geraten sind. Die Norwegische Krone, der kanadische und der australische Dollar könnten demnächst von steigenden Rohstoffpreisen an den Weltmärkten profitieren.

Damit stellt sich für Anleger die grundsätzliche Frage: Wie gehe ich mit dem Thema Fremdwährungs-Investitionen um? Die Antwort darauf lässt sich situativ beantworten: Wer die Chancen einer Fremdwährungsaufwertung gegenüber dem Euro erwartet, kann getrost auf eine explizite Devisenstrategie verzichten, sollte in der Folge aber die Entwicklung im Blick behalten. Schließlich kann der Wind auch mal schnell drehen – siehe das eingangs erwähnte Euro-Dollar-Beispiel.

Oder man beantwortet die Währungsfrage für sich mit der klaren Ansage, dass sie keine Rolle spielen und deshalb entsprechend abgesichert sein sollte. Wer nur die Aussichten eines bestimmten ausländischen Aktienmarktes positiv einschätzt, die Währungsentwicklung perspektivisch jedoch kritisch sieht, sollte in deshalb in Fonds oder Finanzprodukte investieren, die eine Währungsabsicherung – auch Quanto genannt – bieten. So etwas wäre beispielsweise beim japanischen Aktienmarkt zuletzt angebracht gewesen: Der bemerkenswerte Wertzuwachs im Nikkei 225 Aktien-Index im Jahr 2017 wurde fast komplett vom Währungsverlust des Yen gegenüber dem Euro wieder aufgefressen. Anleger, die in entsprechende Quanto-Produkte investiert haben, liegen dagegen mit zweistelligen Wertzuwachsraten im Plus.

Fazit: Ausländische Wertpapiere sind niemals nur ein Aktien- oder Anleiheinvestment, sondern auch immer auch eine Währungsspekulation – es sei denn, man klammert das Thema Devisen explizit durch eine Währungsabsicherung aus.

Norbert Schulze Bornefeld

Norbert Schulze Bornefeld ist Vermögensverwalter und Geschäftsführer der EICHLER & MEHLERT Finanzdienstleistungen GmbH. Er lenkt dort zusammen mit der geschäftsführenden Gesellschafterin Kathrin Eichler die Geschicke der unabhängigen Vermögensverwaltung.