Nachhaltigkeit als großes Thema in der Geldanlage

Dr. Martin StötzelGeldverdienen mit gutem Gewissen, das ist die Devise von nachhaltig-ethischen Investoren. Anleger müssen dafür jedoch Produkte und Strategien genau prüfen, um wirklich einwandfreie Instrumente zu finden.

Die Nachhaltigkeit hat sich zu einem Megatrend der gesamten westlichen Welt entwickelt. Ob bei den Lebensmitteln, der Kleidung, dem Reisen oder auch der Energieversorgung: Alles soll so nachhaltig wie möglich sein und den Dreischritt von „People, Planet, Profit“ (also Mensch, Planet und Profit) miteinander in Einklang bringen. Dementsprechend ist Nachhaltigkeit auch ein Thema in der Geldanlage. Nach Berechnungen des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) waren Ende 2014 in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt 120,9 Milliarden Euro in nachhaltigen Investmentfonds und Vermögensverwaltungsmandaten angelegt – ein Anstieg von gut 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seit 2004 hat sich das Volumen beinahe verzehnfacht.

Geldverdienen mit gutem Gewissen, das ist die Devise. Das steht besonders in Zeiten im Fokus, in denen Finanzinstitute mit Milliardenbeträgen die Herstellung von Nuklearwaffen unterstützt haben sollen, wie eine Studie der internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) und der niederländischen Nichtregierungsorganisation Pax erst kürzlich herausgefunden hat. Bereits heute investieren rund 40 Prozent der befragten vermögenden Privatpersonen in Österreich, Deutschland und der Schweiz in nachhaltige Anlagen, heißt es im LGT Private Banking Report. In naher Zukunft beabsichtigten zwei Drittel der Studienteilnehmer, den investierten Anteil in nachhaltigen Anlagen gleich zu halten, 30 Prozent wollten ihren Anteil aufstocken.

Aber es fällt Anlegern oftmals gar nicht leicht, die richtigen Instrumente und Partner für diesen Investmentansatz zu finden – denn durch das komplexe Finanzierungs- und Investmentgeschäft ist es für viele Privatkunden und semi-institutionelle Mandanten häufig nicht klar, in welchen Branchen und Unternehmen Banken und andere Finanzdienstleister überhaupt engagiert sind. Somit kann es aus solchen Organisationen heraus immer zu Aktivitäten kommen, die gegen die Anlagerichtlinien dieser Investoren im ethisch-nachhaltigen Sinne verstoßen.

Daher kommt es für Investoren, die einen dezidiert nachhaltigen Investmentansatz pflegen wollen, darauf an, Produkte und Strategien in der Vermögensverwaltung genau zu überprüfen. Nur auf diese Weise können sie ausschließen, dass sich in ihren Depots Werte finden, die sich gegen ihre Vorstellungen richten. Dies ist bei vorgefertigten Produkten und Strategien in der Regel nur auf Basis tiefergehender Analysen möglich. Zugleich kommt es in der individuellen Finanzportfolioverwaltung auf eine ausdrücklich ethisch-nachhaltige Anlagerichtlinie an. Diese Richtlinien sind für den Vermögensverwalter bindend, sodass keine Titel in die Depots kommen können, die gegen die Kundenvorgaben verstoßen. Wichtig ist für Investoren natürlich auch die Tatsache, dass keine mittelbaren Verstöße gegen das Anlageregime begangen werden, etwa in Form von Unternehmensfinanzierungen in unerwünschten Branchen, Aktivitäten im Investment-Banking oder bei M&A- und Private Equity-Transaktionen.

Gute Parameter und Entscheidungshilfen für nachhaltig denkende Investoren sind zum Beispiel Fonds, die sich ausschließlich auf Werte konzentrieren, die strengen ethischen Auswahlkriterien genügen müssen. So werden unter anderem Unternehmen, die ihr Geld mit der Produktion von Rüstungsgütern, Atomenergie, Glücksspiel oder Alkohol verdienen, von der Anlage ausgeschlossen. Auch an eigenen Aktivitäten eines Asset Manager können Anleger ablesen, ob sich ein Haus als nachhaltig-ethischer Partner eignet oder eben nicht. Dazu gehören beispielsweise die „Prinzipien für Verantwortliches Investieren der Vereinigten Nationen“ (UNPRI) und die Mitgliedschaft im Fachverband für nachhaltige Geldanlagen dem Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Dr. Martin Stötzel

Dr. Martin Stötzel ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Rhein Asset Management (Lux) S.A. Der banken- und produktunabhängige Vermögensverwalter hat sich auf die Verwaltung anspruchsvoller privater und institutioneller Mandanten im In- und Ausland sowie Stiftungen spezialisiert. Seit 1999 am Markt, verwaltet RAM eigenverantwortlich mehr als eine Milliarde Euro an Mandantengeldern ausschließlich in individuellen Portfolios, in denen sämtliche am Markt verfügbaren liquiden Instrumente eingesetzt werden und die einem kontinuierlichen Risikomanagement unterliegen. Weiterhin vertrauen Mandanten der RAM derzeit ca. fünf Milliarden Euro in der Vermögenssteuerung an. Weitere Informationen: http://www.rhein-asset.eu/