Bei einem behutsamen Einsatz von Short-Instrumenten lässt sich generierte Rendite gegen einen Kurseinbruch absichern beziehungsweise abfedern. Dabei geht es nicht um eine Vollkaskoversicherung, sondern um die Risikobegrenzung einer erfolgreichen Long-Strategie.
Dass es heute einer überdurchschnittlichen Aktienallokation bedarf, um eine nachhaltige Rendite zu erwirtschaften, ist allgemein bekannt. Die Zeit festverzinslicher Papiere ist vorbei. Ebenso bekannt ist aber auch, dass die Schwankungsrisiken in den weltweiten Aktienindizes in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Zwar haben die Kurse durchschnittlich deutlich zugelegt, jedoch wird beim Blick in die Chart-Verläufe sichtbar, dass auch die temporären Einschläge härter werden und viel unvorhersehbarer kommen als in der Vergangenheit. Das gilt sowohl für Haupt- als auch für Nebenwerte.
Eine Strategie, die sich in der Praxis bewährt hat, ist die Absicherung der Long-Positionen durch bestimmte Short-Positionen. Will heißen: Die potenziellen Wertsteigerungen und damit einhergehenden Dividendenzahlungen der Aktien sollen bestmöglich erhalten werden, aber zugleich wird ein Sicherungsnetz gespannt, um diese Renditen auch dauerhaft zu schützen. Auf diese Weise wird die Volatilität begrenzt, ohne jedoch auf risikoreiche Papiere zu setzen. Oftmals wird versucht, potenzielle Gewinne beispielsweise durch eine gegenlaufende Anleihenstrategie abzusichern. Das folgt dem Motto, dass sinkende Aktienkurse in bestimmten Marktlagen mit steigenden Anleihenkursen zusammenfallen. Auf kurze Sicht mag dies also eine adäquate Strategie sein, um bei Marktveränderungen Renditechancen grundsätzlich zu erhalten, indem die Ertragsquellen „gedreht“ werden.
Auf der anderen Seite aber birgt dieser Ansatz auch erhebliche Risiken. Qualitativ hochwertige Anleihen tendieren bei den Kupons gegen Null, während High-Yield-Bonds ein hohes Ausfallrisiko bergen. Zudem stehen Anleiheninvestoren bei steigenden Zinsen immer vor dem Problem, dass die Kurse ihrer Wertpapiere sinken. Das macht Verkäufe wenig lukrativ, und zugleich werden gerade Investment-Grade-Anleihen nicht in gleicher Weise von steigenden Zinsen profitieren; die Erfahrung zeigt, dass die Kupon-Steigerungen in der Regel eher unterdurchschnittlich sind.
Eine Short-Strategie hingegen, die die Gewinnerwartungen der Long-Seite schützt bzw. abfedert, basiert gerade nicht auf festverzinslichen Wertpapieren, sondern auf Aktien. Investoren gehen damit zwar grundsätzlich von steigenden Kursen aus, wollen aber auch bei fallenden Kursen von den Börsen profitieren und damit Risiken so weit wie möglich reduzieren. Wer sich beide Richtungen offenhält, gerät viel weniger in Schwierigkeiten, wenn die Kurse einmal nachgeben.
Ein Rechenbeispiel, wie eine Short-Strategie funktioniert, hier illustriert anhand eines ETFs (weitere Short-Instrumente können ETPs oder auch Futures sein): Nehmen wir an, ein Index fällt an einem Tag um drei Prozent. Verfügt der Anleger jetzt über einen Short-ETF auf diesen Index, kehrt sich der Verlust in einen Gewinn um – aus drei Prozent minus werden drei Prozent plus. Umgekehrt gilt natürlich auch, dass das Short-ETF bei einem steigenden Kurs in gleicher Höhe verliert.
Bei einem flexiblen Einsatz solcher Short-Instrumente lässt sich generierte Rendite gegen Kurseinbrüche absichern. Ziel einer solchen Strategie nicht die Gewinnmaximierung, sondern die gezielte Risikominimierung mit einem Renditepotenzial deutlich über der Inflationsrate. Entscheidend ist auch, die Absicherungsquote durch ein technisches Overlay zu ermitteln und Short-Instrumente jederzeit, nach Marktlage, flexibel einzusetzen. Denn es geht bei einer Short-Strategie nicht um eine Vollkaskoversicherung, sondern um die Risikobegrenzung.