Seit 2009 hat sich die weltweite Börsenkapitalisierung in etwa vervierfacht, mit besonderer Dynamik im abgelaufenen Jahr 2017. Und das bei niedriger Volatilität. Die gute Nachricht: Die Wirtschaft brummt nahezu weltweit. Das stimmt optimistisch. Lässt sich also auch weiterhin stressfrei an den Börsen Geld verdienen?
In Europa – mit Ausnahme Großbritanniens – läuft es rund, die US-Volkswirtschaft zeigt trotz des bereits sehr lang anhaltenden Aufschwungs eine Beschleunigung der Dynamik. Und auch die Wirtschaft in Asien und den Emerging Markets wächst robust. Selbst in Japan, dem gefühlt ewigen Sorgenkind, steigen die Börsenkurse, und die Prognosen sind optimistisch. Die Gewinne der Unternehmen steigen weltweit. Davon profitieren Anleger, die über Dividenden und Kurssteigerungen an den Gewinnen partizipieren. Es fühlt sich an wie eine nahezu perfekte Welt.
Zu perfekt, um wahr zu sein?
Perfekt? Es gibt leider einen Schönheitsfehler. Die Weltwirtschaft hat sich in eine gefährliche Abhängigkeit von niedrigen Zinsen begeben. Das führt leider auch zu unerwünschten Nebenwirkungen. So hält das sehr niedrige Zinsniveau auch gescheiterte Geschäftsmodelle künstlich am Leben und führt zur „Zombifizierung“ von Unternehmen und Banken. Der Inkassodienstleister Creditreform zum Beispiel geht davon aus, dass allein in Deutschland etwa 15% der Unternehmen ihre Zinsbelastung nicht aus dem operativen Ergebnis erwirtschaften können.
Eine andere Nebenwirkung sind Spekulationsblasen am Finanzmarkt. Bestes Beispiel dafür sind die Preissprünge von Kryptowährungen wie etwa Bitcoin, die ein gesunder Menschenverstand nur noch mit Kopfschütteln begleiten kann.
Die Gefahr: Wenn die Droge des allzu billigen Geldes abgesetzt wird, könnten nicht nur offensichtlich utopische Investorenträume platzen, sondern im Abwärtssog auch gesunde Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn die globale Verschuldung ist enorm und zuletzt sogar sehr deutlich angewachsen. Insbesondere die Entwicklung der Verschuldung in China verdient größte Wachsamkeit. Wer hier den Zinsstecker zu früh zieht, riskiert einen weltweiten Kurzschluss.
Investieren mit Zuversicht…
Es gibt also gute Gründe, Vorsicht walten zu lassen, zumal die meisten Bankanalysten tatsächlich von leicht steigenden langfristigen Zinsen ausgehen. Allerdings wird diese Prognose nicht dadurch wahrscheinlicher, dass sie jedes Jahr von denselben Analysten wiederholt wird. Vermutlich werden sie auch dieses Jahr wieder falsch liegen.
Dummerweise wissen auch wir es nicht wirklich besser. Allerdings wissen wir, dass die pseudowissenschaftlichen Jahresendprognosen weitgehend wertlos geworden sind und dass es einen risikolosen, oder doch zumindest risikoarmen Ertrag im aktuellen Zinsumfeld auf absehbare Zeit nicht gibt.
Man muss mit also mit Zuversicht und Augenmaß auch sogenannte risikoreichere Investitionen tätigen, um positive Renditen zu erzielen. Die Rahmenbedingungen dafür sind gut: Die Weltwirtschaft wächst. Und sie wächst synchroner und dynamischer als in der jüngeren Vergangenheit und ermöglicht gut aufgestellten Unternehmen steigende Gewinne. Daher bieten Aktieninvestments auch im Jahr 2018 nennenswerte Ertragschancen für Investoren.
…und Augenmaß
Mein Fazit: Investieren Sie! Aber mit Vorsicht und Augenmaß! In einer potentiell rauer werdenden See werden nicht mehr alle Unternehmen profitieren. Deshalb kommt es auf die Analyse der Investments und auf ein robustes und wetterfestes Management der Risiken an. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein aktives und risikoorientiertes Portfoliomanagement. Nur so kann man schnell und direkt auf überraschende Entwicklungen an den Finanzmärkten reagieren. Das sollte man trotz aller Zuversicht nicht vergessen, selbst wenn – oder gerade dann, wenn – die Kurse weiter steigen.