Technologiewerte erobern die Indizes

Mark BügersTechnologiewerte haben sich zu Substanztiteln entwickelt. Doch die Großen sind teuer – daher sollten sich Anleger nach Alternativen umsehen, die bei vergleichsweise geringen Aktienkursen noch Steigerungspotenziale aufweisen.

Kurz nach dem 30. Geburtstag des Dax hat die Deutsche Börse im September ihre Indizes neu geordnet. Die größte Überraschung gibt es wohl im Leitindex selbst: Die Commerzbank musste den Dax verlassen, die Deutsche Bank ist damit das einzige Geldinstitut unter den 30 größten deutschen Unternehmen an der Börse. Zum Vergleich: Allein drei US-Banken (JP Morgan, Bank of America und Wells Fargo) befinden sich unter den 15 größten Unternehmen weltweit mit einer Marktkapitalisierung von fast 600 Milliarden Euro. JP Morgan Chase ist mit rund 330 Milliarden Euro damit mehr als elfmal so groß wie die Deutsche Bank (20 Milliarden Euro).

Das ist ärgerlich und ein Grund zur Sorge, aber nicht die spannendste Entwicklung dieser Tage. Denn für die Commerzbank ist Wirecard in den Dax aufgestiegen. Wirecard ist ein weltweit tätiges Technologie- und Finanzdienstleistungs-Unternehmen aus der Nähe von München und bietet seinen Kunden Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr, das Risikomanagement sowie die Herausgabe und Akzeptanz von Kreditkarten. Innerhalb von zehn Jahren haben sich Umsatz, Gewinn und Mitarbeiterzahl annähernd verzehnfacht, sodass Wirecard seit 2006 vom TecDax in den Leitindex aufsteigen konnte.

Damit befinden sich jetzt drei ausgemachte Technologieunternehmen unter den 30 größten deutschen Unternehmen. SAP führt den Index mit einem Börsenwert von weit mehr als 100 Milliarden Euro an, der Halbleiterhersteller Infineon ist ebenfalls ein Schwergewicht. Zählt man auch die Deutsche Telekom dazu, gehört „Technologie“ zu den größten Branchen im Dax, nur „Chemie“ mit fünf Unternehmen ist größer.

Technologie-Werte haben – das ist eine Entwicklung der vergangenen Jahre – ihr Dasein als ausgemachte Wachstumswerte hinter sich gelassen und sich in der Liga der Substanztitel angekommen. Einmal mehr hilft der Blick in der Liste der größten Unternehmen überhaupt: Mit Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet sind die vier größten börsennotierten Unternehmen der Welt allesamt Technologie-zentriert und kommen auf den fast unglaublichen Wert von mehr als 3123 Milliarden Euro. Und kürzlich hat Tencent aus China JP Morgan vom fünften Platz verdrängt, sodass, zumindest für eine gewisse Zeit, die Top-5-Unternehmen Anbieter von Technologie-Produkten und -Dienstleistungen sind.

Für Anleger bieten diese Werte große Chancen. Zugleich sind viele Aktien führender Unternehmen sehr teuer geworden, sodass ein Einstieg viel Geld kostet. Zwar schütten Apple, Microsoft, IBM und Co. stabile Dividenden aus und weisen auch weitere Kurssteigerungen auf. Aber Investoren können sich alternativ auch auf Unternehmen konzentrieren, die abseits der Öffentlichkeit ihren Geschäften nachgehen. Dazu gehören beispielsweise TecDax-Unternehmen wie RIB Software, Xing oder auch die Nemetschek Group, deren Kurssteigerungen der vergangenen Jahre zwischen 125 und 1160 Prozent liegen.

Wichtig für Anleger: langfristige Orientierung. Mit kurzfristigen Schwankungen im Technologie-Bereich sollte man entspannt umgehen und erst aktiv werden, wenn eine echte negative Trendwende zu erwarten ist.

Mark Bügers

Mark Bügers ist Managing Partner der unabhängigen Vermögensverwaltung Rhein Asset Management (Lux) S.A. mit Sitz in Düsseldorf und Wasserbillig (Luxemburg). Die Gesellschaft verwaltet individuelle Finanzportfolios und berät mehrere vermögensverwaltende Fonds, darunter den „Balanced Smart Global“ und den „Deutschland Ethik 30“. Weitere Informationen unter www.rhein-asset.eu